Freitag, 5. Januar 2007

... und hier die andere Seite

Kommerz und Kleintexte beherrschen das Web. Keine Zeit mehr für Gedanken und tiefe Recherche. Nur der Klick zählt.
Journalismus im Internetzeitalter am Ende?

kontra Das Internet ist ein multimedialer Wühltisch, hat Masse, aber keine Klasse - zumindest was das journalistische Angebot betrifft. Trotz einiger ambitionierter Projekte wie Spiegel Online ist die publizistische Ausbeute mau.
Im Web wird das große Geld nicht mit investigativen Reportagen oder dem "Bericht aus Berlin" gemacht, sondern mit Konsumgütern sinniger und unsinniger Art.

Grauzone Werbung
Der Mausklick bringt die entscheidende Quote, und die sieht für eine seriöse Berichterstattung im Netz schlecht aus. Marketing-Abteilungen haben nun die Parole ausgegeben, Werbeflächen den redaktionellen Texten optisch anzupassen. Damit vermischen sich Werbung und Inhalt, der User wird einfach ausgetrickst. Journalistische Unabhängigkeit - Fehlanzeige. Web-Reporter füllen zwar noch einige freie Flächen zwischen all den bunt-blinkenden Werbe-Buttons.

Reporter zu Universal-Dilettanten
Doch solange sie mit ihren Angeboten nur Verluste einfahren, stellt sich vor allem den dahinterstehenden Verlagshäusern die existenzielle Frage: Wie lange noch? Nicht nur die Verlage machen den Online-Reportern Druck - auch die Möglichkeiten des Mediums selbst. Im Web sind nicht nur originelle Themen gefragt.
Da muss die Parlamentsdebatte per Digital-Kamera abgefilmt als Klick vorliegen und ein Audio-File vom Interview mit dem aufstrebenden Jung-Regisseur.
Als vielseitig einsetzbare Online-Variante mutiert der Reporter zum Universal-Dilettanten, der alles beherrschen muss, aber nichts wirklich kann.

Zwanghafte Kürze
Aktualität heißt der Götze im Internet mit seinem Motor aus "immer mehr" und "immer schneller", der jede Analyse verhindert. Beliebigkeit ist die Folge, denn so manche Meldung wird nicht aufgrund ihrer Brisanz im Netz stehen, sondern allein durch den Zwang zur Daueraktualisierung. Und damit auch jeder Surfer alles ganz schnell kapiert, ist Kürze ein Muss.
Damit fliegen alle Themen von der Tagesordnung, die sich nicht in Schwarz-Weiß-Kategorien pressen lassen. So bleibt wenig Zeit für Reflektion der eigenen Standpunkte und für eine differenzierte Darstellung.
Journalismus am Tiefpunkt.

Quelle: Viktoria Zill

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Ethik als Herausforderung
Onlinejournalismus wird auch im Bereich Ethik vor neue...
ninja251 - 11. Jan, 11:59
Onlinejournalismus: Ein...
Hat sich mit dem Online-Journalismus ein eigenständiger...
ninja251 - 5. Jan, 14:37
... und hier die andere...
Kommerz und Kleintexte beherrschen das Web. Keine Zeit...
adur - 5. Jan, 11:31
Das Gute zuerst....
Zeitungen wiegen schwer. Dies weiß, wer sich morgens...
adur - 5. Jan, 11:26
Das Gute zuerst....
Zeitungen wiegen schwer. Dies weiß, wer sich morgens...
adur - 5. Jan, 11:26

Links

Suche

 

Status

Online seit 6397 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 11. Jan, 11:59

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren